Marshall Rosenberg – ein international bekannter Konfliktmediator – entwickelte die Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GFK). Er setzt sie seit über 30 Jahren erfolgreich in gravierenden Konflikten – wie z.B. in Israel oder dem ehemaligen Jugoslawien ein, um diese gewaltfrei zu lösen. Das Konzept der Entschärfung von Missverständnissen oder Konflikten funktioniert in allen Lebensbereichen, sei es mit pubertierenden Kindern, in der Schule, im Beruf, im Freundeskreis oder in Liebesbeziehungen. Im Businesskontext werden für die Methode manchmal Begriffe wie „konstruktive Kommunikation“ oder „einfühlsame Kommunikation“ verwendet.
Gewaltfreie Kommunikation dient dazu,
· falsche Urteile über die:den Gesprächspartner:in (z.B. „Du kommst zu spät weil ich dir nicht wichtig bin“) und
· daraus resultierende Kommunikations-Sperren (z.B. Vorwürfe) zu verhindern und
· gleichzeitig eigene Anliegen dem anderen „schmackhaft“ zu machen.
1. Beobachten, ohne zu bewerten.
Sagen, was ich gesehen, gehört,…habe, so als ob ich eine Situation durch das Auge einer neutralen Kamera schildern würde.
2. Fühlen, ohne zu interpretieren.
Aussprechen, dass ich mich frustriert, allein gelassen,…. fühle. Dabei mein eigenes Gefühl benennen und nicht ein konkretes Verhalten interpretieren. Z.B. nicht sagen „ich fühle mich übergangen“, denn das unterstellt meiner:m Gesprächspartner:in etwas.
3. Bedürfnisse ansprechen.
Erklären, welches Bedürfnis hinter meinem Gefühl liegt. Warum fühle ich mich frustriert? Weil ich Sicherheit, Verbindlichkeit, Aufmerksamkeit, usw. brauche. Bedürfnisse sind positiv, allgemein und unabhängig von Zeit, Ort oder bestimmten Personen.
4. Bitten, nicht drohen.
Konkret formulieren, was ich jetzt gerne möchte. Mein:e Gesprächspartner:in kann auch „Nein“ sagen, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben.
Ein Beispiel dazu.
1. Wir haben ein Meeting um 10:00 vereinbart und ich warte seit 20 Minuten auf dich.
2. Ich bin wütend…
3. …weil Verbindlichkeit in der Arbeit für mich wichtig ist. Und weil ich die Sicherheit brauche, dass Terminvereinbarungen halten.
4. Können wir ausmachen, dass du mich in Zukunft immer sofort informierst, falls du einen Termin nicht einhalten kannst.
Um diese vier Schritte in der Alltagskommunikation gut hinzubekommen, ohne dass unsere Sprechweise künstlich wirkt, braucht es viel Übung. Es braucht auch gerade am Anfang einiges an Zeit um zu erforschen, welche Bedürfnisse uns eigentlich antreiben und steuern. Diese konzentrierte Auseinandersetzung mit sich selbst gelingt oft nicht spontan und schon gar nicht in einer schwierigen, emotional aufgeladenen Gesprächssituation. Und es fällt auch ganz schön schwer, völlig trennscharf zwischen Beobachtung und Bewertung zu unterscheiden. Daher empfiehlt es sich, sich mit jedem Schritt einzeln zu beschäftigen. Konzentrieren Sie sich zwei Wochen lang darauf, Beobachtungen ohne Bewertung zu formulieren. Dann üben Sie zwei Wochen lang, Ihre Gefühle von Interpretationen zu unterscheiden. Die nächsten zwei Wochen ergründen Sie die Bedürfnisse hinter ihren Gefühlen. Zum Schluss nutzen Sie zwei Wochen, um konkrete Bitten zu formulieren.